Transkutane Vagusnervstimulation (tVNS) als ergänzende Behandlungsmethode
Der Vagusnerv ist ein Hirnnerv, der zum parasympathischen Teil des vegetativen Nervensystems gehört. Er beeinflusst die Aktivität vieler innerer Organe mit, und sein Tonus, d.h. ob er gut oder weniger gut seine Funktion erfüllen kann, wird als ein physiologischer Marker für Stress angesehen. Störungen des Vagustonus werden nicht nur im Zusammenhang mit körperlichen Erkrankungen beobachtet, auch psychische Erkrankungen gehen mit vegetativen Dysbalancen einher (z.B. mit Burnout oder Depression). Die wichtige Rolle des autonomen (vegetativen) Nervensystems in der Entwicklung nicht nur somatischer aber auch seelischer und verhaltensbezogener Symptome, wird vor allem in der aktuellen neurowissenschaftlichen Perspektive der Psychotraumatologie anerkannt. (siehe Die Polyvagale Theorie von Stephen Porges).
Was ist eine Vagusnervstimulation?
Die operativ gestützte Vagusnervstimulation wird in Fachkreisen als eine Herangehensweise anerkannt, die in der Behandlung therapieresistenter Depressionen eingesetzt werden kann.
Dabei werden eine Elektrode und ein Schrittmacher in den Körper eingesetzt, die dann in einem bestimmten Takt den Vagusnerv stimulieren. Diese Stimulation bewirkt auch ein Signal zum limbischen Zentrum im Gehirn, das wiederrum eine wichtige Rolle in der Emotionsregulierung spielt. Ursprünglich wurde diese Methode in der Behandlung von Epilepsie angewendet. Bald bemerkte man aber auch den positiven stimmungsaufhellenden Nebeneffekt; eine Wirkung, die durch eine Reihe von Studien wiederholt bestätigt werden konnte.
Eine weitere, nicht operativ gestützte Alternative und von mir angewendete Methode der Vagusnervstimulation ist die sogenannte transkutane Vagusnervstimulation (tVNS). Sie wurde in der EU seit dem Jahr 2010 zugelassen und erfolgt durch die Haut hindurch. Dabei wird der linke Seitenast des Vagusnervs, der entlang der linken Ohrmuschel verläuft mit elektrischen Impulsen stimuliert.
Die Elektrode sieht einem Knopfohrkopfhörer ähnlich, und der Patient spürt während der Behandlung ein Kribbeln im Ohr. Eine tVNS hat eine leichte stimmungsaufhellende Wirkung und deren Anwender berichten ebenfalls über eine besondere Qualität der Entspannung, die durch eine tVNS Sitzung verursacht werden kann.
Ich setzte diese Methode ergänzend zu meinem psychologischen Behandlungsangebot ein, z.B. komplämentär zu einem Neurofeedbackbehandlungsplan gegen Depressionen, chronische Schmerzen sowie Burnout (komplämentär zur psychologischen Gesprächsführung, etc.). Die Patienten können sich ein Gerät ausleihen und zuhause wiederholt tVNS Sitzungen durchführen.
Eine tVNS ist nicht möglich bei: Schwangerschaft, bei aktiven Implantaten (z.B. Herzschrittmacher, Cochleaimplantate), bei Zerebralshunts
Bild: Das vegetative Nervensystem des Menschen. Das Schema zeigt eine Auswahl von Zielorganen sowie die antagonistische Wirkungsweise von Sympathikus und Parasympathikus (Anklicken um zu vergrössern).Quelle: Wikipedia, Das vegetative Nervernsystem
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